31. SONNTAG im Jahreskreis

Lesungen:

              Weish 11,22-26

              Lk 19,1-10

Wer ist Gott? Wie finde ich zu Gott? Die heutigen Lesungen aus der Bibel geben uns auf diese Fragen eine Antwort. Sie zeigen uns zwei Wege zu Gott zu finden.

Der erste Weg ist ein ganz natürlicher. Viele Menschen sind ihn schon gegangen. Man geht aus von einer Erfahrung mit der Natur, die überwältigend ist, z.B. auf einem Berggipfel: Man wird von der schwindelerregenden Größe und Schönheit dieser Welt, die einem dort zu Füßen liegt, überwältigt. Man kommt sich klein und winzig vor und spürt trotzdem ein Gefühl der Erhabenheit. Wenn diese Erde schon so groß ist, wie groß muss dann ihr Schöpfer, Gott sein? Und da fallen mir die Worte eines unserer Lieder ein: „Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte... dann jauchzt mein Herz dir, großer Herrscher zu: Wie groß bist du!“

Dieses Gefühl der Größe Gottes wird aber um dutzende Male übersteigert durch das Bild des Universums, das uns die moderne Wissenschaft mit vielen Filmen und Aufnahmen zeigt. Ein Stäubchen, ein Tropfen ist die Erde im Vergleich zum sich immer weiter ausdehnenden Universum. Nur ein Stäubchen, am Rande einer Galaxie mit Milliarden Sternen, die wir die Milchstraße nennen. Aber diese, unsere Galaxie ist nur eine von Milliarden Galaxien im Universum. Und erst vorige Woche las ich, dass man wieder entdeckt hat, dass es noch Milliarden mehr Galaxien gibt, als man angenommen hat. Und das Universum wird immer größer, dehnt sich immer mehr aus. Da wird einem schwindelig. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie unermesslich groß und mächtig muss dann Gott sein! „Die ganze Erde ist in deinen Augen nicht mehr als ein Stäubchen auf der Waagschale oder ein Tropfen Tau, der am Morgen auf die Erde fällt“, so lesen wir im alttestamentlichen Buch der Weisheit.

Wie klein und unwichtig sind dann erst wir, die Menschen? Noch viel weniger als ein Stäubchen, als ein Tropfen Tau. „Was ist der Mensch, dass du, Gott, an ihn denkst?“ Heißt es in einem Psalm. Was ist der Mensch, dass du, Gott, überhaupt Notiz von uns nimmst?

Gott begegnen, Gott finden, nicht nur durch die Natur und durch das Universum. Dieser unvorstellbar große Gott bekommt für uns ein menschliches Gesicht in und durch Jesus von Nazareth, der von sich behauptet, dass er der Repräsentant Gottes ist: „Wer mich sieht, sieht den Vater“! Er hat die „Voll-macht“, die ganze Macht, im Namen und statt Gott zu uns zu reden, durch seine Worte und durch seine Taten. „Ich bin der Weg (zu Gott), die Wahrheit (über Gott), das Leben (mit Gott).“

Je besser wir Jesus kennenlernen, umso mehr erfahren wir von Gott. Das heutige Evangelium ist dafür ein Beispiel. In Wort und Tat zeigt Jesus, wie Gott zu uns Menschen steht. Zachäus ist der Mensch, der versucht aus seinem Leben etwas zu machen, auch auf Kosten anderer. Geld und Besitz sind ihm das Wichtigste. Ist er nur neugierig und will er Jesus nur sehen? Oder spürt er unbewusst, dass dieser Jesus ihm etwas zu sagen, etwas zu bieten hat? „Der Menschensohn ist gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten“. Jesus zeigt, dass Gott zu uns sagt: „Ich will bei dir zu Gast sein. Ich mag dich. Ich will dir den richtigen Weg zeigen, dich aus deinen Sackgassen herausholen, dich retten, damit dein Leben gelingt.“ Das ist ja unglaublich! So ist Gottes Einstellung uns gegenüber.

Wem das bewusst wird, wer sich durch diese Selbstmitteilung von Gott an uns getroffen fühlt, der wird - so wie Zachäus - ein anderer Mensch. Gott kommt auf mich, diesen kleinen, winzigen Erdenwurm, zu. Er will bei mir zu Gast sein. Ich bin ihm wichtig. „Was ist der Mensch, dass du, Gott, an ihn denkst?“ Kommt da nicht Freude in uns auf? Macht es uns nicht glücklich an diesen Gott glauben zu können? „Voll Vertrauen gehe ich den Weg mit dir, mein Gott“ haben wir schon so oft gesungen!

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